DX
DX steht normalerweise für “Distance unknown”, also für ein Signal aus unbekannter weiter Entfernung. Dieses Synonym hat sich aber mittlerweile für den gesammten Empfang von “ungewöhnlichen” Signalen, sprich das was der normale Mensch normalerweise nicht zu sehen oder zu hören bekommt, durchgesetzt.
Warum?
Dafür kann es viele Gründe geben: Zum einen braucht jeder Mensch ein Hobby und solch ein aussergewöhnliches Hobby macht jemanden zu einem interressanten Menschen, zum anderen kann man auch an bestimmeten Sendungen aus einem Heimat/Urlaubs Land interressiert sein. Einige Beispiele warum man Kurzwelle oder Mittelwelle gerne hört können folgende Gründe sein:
Sportsendungen: Wer schon mal die Euphorie eines spanischen oder südamerikanischen Sportreporters bei einem Fussballspiel erlebt hat, der wurde garantiert auch angesteckt und hat mitgefiebert. Auch ist der Sender Talksport auf Mittelwelle für englischen Fußball und andere englische Sportarten eine gute Informationsquelle.
Information: Wer abends 2 Stunden durch die deutschsprachigen Nachrichten der einzelnen Auslandsdienste wandert, ist besser informiert als der jenige der den ganzen Tag Nachrichtensender im Fernsehen schaut. Auch kann man so sich seine eigene Meinung über einen Vorfall bilden, da jedes Land seine eigene Sichtweise hat.
Fortbildung: Viele Auslanddienste bieten auch Sprachkurse.
Musik: Da daß Musikprogramm auf den meisten kommerziellen und öffentlich rechtlichen UKW Radiostationen nicht mehr unterscheidbar ist, da alle “Den besten Mix der besten Hits der 70er, 80er, 90er und von heute” spielen, ist das Programm der Kurz, Lang und Mittelwelle eine willkommende Abwechselung. Arrow Classic Rock auf MW spielt zB teilweise recht brauchbare Rockmusik, Radio Netherland Wereldomroep auf KW sendet sehr viele Oldies, und Dannmarks Radio P3 (auf MW) zeigt das ein Jugendsender durchaus abwechselungsreich sein kann. Wer gerne indische Musik hört, wird gut auf All India Radio (KW) bedient. Chinesische Musik kann man rund um die Uhr auf diversen Chinesischen Inlandsradios, sowie China Radio International hören. Für Freunde der griechischen Musik geht kein Weg an ERA Thessaloniki (auf Kurzwelle) und der Stimme Griechenlands (ebenfalls KW) vorbei. Selbst der amerikanische Propagandasender für den arabischen Sprachraum, Radio Sawa (KW), bringt ein qualitativ besseres und abwechselungsreicheres Musikprogramm zustande als so mancher UKW Sender. Zwar leidet der Musikgenuss auf den AM Bändern meist ein wenig durch Interferrenzen, atmosphärischen Störungen, Fading und den verminderten Frequenzgang, ist aber bei guten Empfangsbedingungen für mich dennoch subjektiv besser als die meisten UKW Sender, da bei den AM Sendern die Signale nicht durch Optimod Kompression ihrer Dynamik beraubt werden.
Hörspiele: Gute Hörspiele gibt es zB beim Deutschlandfunk, Deutschland Radio und Radio Österreich International.
“Comedy”: Anders kann man Programme, wie Brother Stair (KW), der einfach nur witzig ist mit seinen apokalyptischen Visionen und den wüsten Beschimpfungen seiner Anhänger, oder die Nachrichten von “Islamic Republic of Iran Broadcasting” (KW), welche stark an die Nachrichten vom DDR Fernsehen errinnern, bezeichnen. Echtes Kaberrett gibt es zB Sonntags Nchmittags auf Radio Österreich International (KW).
Piratenradio: Auch wenn die
deutschen und holländischen Schlager, sowie die Country &
Westernmusik der meisten holländischen und deutschen Piratenstationen
nicht unbedingt jedermanns Sache sind, so merkt man doch daß das
Programm mit Liebe gemacht wurde. Da das Benutzen von nicht zugeteilten
Frequenzen eine Ordnungswidrigkeit ist, die unter teilweise recht hohen
Strafen steht, wechseln die Piraten (auch Free Radios genannt) öfters
die Frequenzen und Sendezeiten um nicht ausgehoben zu werden. Häufig
fündig wird man am Wochenende im 48m Band (6200 – 6320 kHz, 6390 –
6405 kHz), im oberen Bereich des 41m Bands (7300 – 7530 kHz), im 76m
Band (3900 – 3950 kHz), sowie manchmal im 32m Band (9290 – 9400 kHz).
Auf der Mittelwelle wird gerne der Bereich 1600 – 1750 kHz benutzt.
Keine Piratenstation ist IRRS Milano auf 13840 kHz, hier kann jeder
Sendezeit buchen um ein 1 stündiges selbst produziertes Radioprogramm
am Samstagvormittag abstrahlen zu lassen, das auch nochmal am
Sonntagvormittag wiederholt wird. Der Preis für die eine Stunde
(inklusiver der Wiederholung am Sonntag) liegt zur Zeit bei 35 Euro.
Abgestrahlt wird mit 10kW. Der Sender ist recht gut in Europa, Afrika
und Westasien zu empfangen. Meine Lieblingspiraten sind Radio Spaceman
(a.k.a. Radio Baroness auf Mittelwelle) der ein gut gemischtes aber
sehr rocklastiges Programm wo auch mal auf einem holländischem Schlager
ein Rockkracher folgt, Crazy Wave Radio das nur Rock und Metal spielt,
sowie Radio Likedeeler welches sehr witzig moderiert wird.
Untergrundradios: Die sogenannten Clandestines, werden entweder in von Rebellen kontrollierten Gebieten abgestrahlt oder durch Ankauf von Sendezeiten bei ausländischen Sendeanstalten verbreitet. Sie eröffnen eine neue Sichtweise für ansonsten wenig beachtete Regionen wie zB Eritrea. Bekanntestes Beispiel ist die Voice of Oromo Liberation, die in Deutschland mitwochs, freitags und sonntags auf 15670 kHz von 17.00 – 18.00 Uhr abgestrahlt wird und die für die ethnische Minderheit der Oromo in Äthiopien mehr Rechte einfordert.
“Spionage Zahlenradio”: Niemand weiß so genau was dahinter steckt. Diese Sender sind täglich auf anderen Frequenzen zu finden. Meist ließt eine weibliche (manchmal auch männliche) Computerstimme 5stellige englische Zahlencodes vor, die einmal wiederholt werden. Gelegentlich stößt man auch auf Stimmen die ICAO Buchstaben (Alpha, Bravo, Charlie, ...) runterrattern. Es wird vermutet das so Nachrichten von den Geheimdiensten an ihre Spione im Ausland weitergegeben werden. Da ein Weltempfänger im Gepäck eines Agenten nicht weiter auffällt und dieser auch keine Spuren bei der Benutzung hinterlässt im Gegensatz zu Besuchen von Webseiten oder das Lesen von Emails, klingt dieses Plausibel. Jedenfalls muß jemand dahinter stecken der keine Verfolgung zu befürchten hat, da oft auch Rundfunksender geplättet werden. Es gab auch mal eine deutsche Stimme die Zahlencodes verbreitete, allerdings ist diese seit Sommer 1992 nicht mehr zu hören. Vermutlich war es der DDR Geheimdienst. Es macht jedenfalls tierischen Spaß diesen Nummern hinterher zu jagen. Der Empfänger sollte SSB (Single Side Band) beherschen, sonst sind die Codes recht schlecht verständlich.
Seewetterdienste: Auch diese
verbreiten Zahlencodes, allerdings sind diese recht harmlos: Luftdruck,
Windgeschwindigkeit, Wassertemperatur, etc. Gut zu empfangen ist zB
Marine Culdrose aus England auf 5450 kHz im USB (Upper Side Band). Für
Piloten dürfte eher der Flugwetterdienst Shannon Volmet aus Irland auf
5504 kHz im USB interressant sein.
Amateurfunk: Wer voyeuristisch veranlagt ist, kann natürlich auch Amateurfunker auf diversen Frequenzen belauschen. In Deutschland der gängigste Bereich ist 7000 – 7100 kHz. Auch hier muß der Empfänger SSB beherschen. Unter 10000 kHz wird meist im LSB (Lower Side Band) gesendet, darüber hauptsächlich im USB.
Seefunk & Flugfunk: Nicht ganz
so interressant wie Amateurfunk, aber auch dies kann man belauschen.
Auch hier wird meist das USB benutzt. Beispiel: Minsk Aero auf 3595
kHz. Dort kann man den Tower hören. Die Flugzeuge funken dann auf andren
Frequenzen zurück, man müsste also 2 Weltempfänger laufen haben um die
ganze Kommunikation mitzubekommen. Wenn man Glück hat trifft man
gelegentlich auch auf Funkgespräche von Botschaften, NATO, NASA oder
diversen Militärs.
Datendienste: Wer einen PC Empfänger hat kann natürlich auch Funkfernschreiben, Wetterfaxe und andere Daten mitschneiden.
Morsezeichen: Auch diese kann man mit einem gewöhnlichen KW Radio hören. Auch hier verbessert ein SSB tauglicher Empfänger die Qualität gewalltig.
Dxer Radio: Auch für Dxer senden
viele Kurzwellensender ein deutschsprachiges Spezialprogramm. Sehr
beliebt sind zB “Für Dxer” auf HCJB aus Quito (Ecuador), das
“DX-Telegramm” von Radio Österreich International, die “DX-Ecke” von
der Stimme der Türkei und “Treffpunkt Kurzwelle” von Radio Kairo. Auch
das Evangeliums Radio aus Hamburg, Radio Budapest und Radio
Belorussland haben sehr gute Sendungen für Dxer. Natürlich gibt es auch
DXer Programme inanderen Sprachen.
QSL Karten: Wer einem Radiosender einen korrekten Empfangsbericht sendet und das benötigte Rückporto beilegt, bekommt oft eine sogenannte QSL Card oder manchmal auch einen QSL Brief vom Sender zugeschickt. Diese sind sehr rar und heiß begehrt, da viele Sender öfters die Motive auf den Karten wechseln und zum anderen dies eine Bestätigung ist daß man einen Sender auch wirklich empfangen hat. Wen man solche Karten von extrem schwierig Empfangbaren Sendern wie z.B. Radio Huayacocotla aus Veracruz (Mexico), 0,8kW im 120m Band, bekommt, so kann man damit bei seinen Dxer Freunden ziemlichen Eindruck schinden. Einige wenige Sender schicken einem zusätzlich auch Wimpel, Aufkleber, Tassen, T-Shirts, Programmhefte oder ähnliches Material zu. Übrigens: Auch die meisten Piratensender bestätigen den Empfang mit QSL Karten. Die Kontaktaddressen werden meist dazu im laufenden Programm bekannt gegeben.
Auch auf nicht Standart Satellitenpositionen kann man einiges Interressantes entdecken: Nachrichtenzuspielungen für diverse Fernsehsender. Diese sind lange vorher schon on Air, bevor “live” zum Reporter geschaltet wird. Meistens sieht man nur den Reporter beim Popeln oder beim Anschnautzen seiner Mitarbeiter, aber manchmal in Kriegszeiten sieht man auch wie eine Reporterin von einer Armesprecherin instruiert wird was sie sagen darf, und wenn dann plötzlich die Luftschutzsirene aufheult macht sich die Reporterin fast vor Angst in die Hose...